Der Auftritt der deutschen Korfball- Nationalmannschaft bei den World Games liegt nun bereits anderthalb Wochen zurück, der Großteil des Teams ist heil nach Deutschland zurückgekehrt, einige nutzen die gute Gelegenheit noch um Südamerika weiter zu entdecken. Nach den unterhaltsamen Tagebucheinträgen der Sportler direkt aus Cali, ist es an der Zeit sportlich auf das Korfballturnier zurückzublicken:
Beim größten Event der nicht-olympischen Sportarten, die aber allesamt vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt sind, im kolumbianischen Cali traten acht Nationalteams im Korfball an. Im Finale gewannen wie erwartet die Niederländer, sie gewannen gegen Belgien mit 25:19. Für das deutsche Team verlief die Teilnahme sportlich insgesamt enttäuschend, als Achter beenden die Korfballer die World Games auf dem letzten Rang.
Vor Beginn der Wettkämpfe am 31. Juli hatte die sportliche Leitung den fünften Platz als Ziel ausgegeben, allerdings war die unglückliche Gruppenauslosung natürlich schon Thema: In der Gruppenphase gab es mit Taiwan und Belgien ( beendeten das Turnier auf Platz 3 und Platz 2) zwei sehr starke Gegner und mit denen Russen einen ebenfalls als sehr schwierig zu bezwingenden Kontrahenten.
Im ersten Gruppenspiel gelang dem deutschen Team gegen Taiwan ein guter Auftritt. Obwohl die Asiaten in den ersten sieben Minuten schnell auf 7:1 davonzogen, gab sich die hochmotivierte deutsche Equipe nicht auf. Bis zur Halbzeitpause konnte die Mannschaft, angeführt von einem überragenden Dominic Düring, auf 8:10 verkürzen. In den zweiten 25 Minuten hielt Team Deutschland sehr gut mit, leider reichte es aber nicht mehr um das Spiel zu drehen. Die 22:15- Niederlage kommentierte Fabian Kloes: „Das Spiel ging leider verloren. Ärgerlich, weil wir wirklich hätten gewinnen können.“
Durch die starke Leistung im Auftaktspiel ging die deutsche Equipe beflügelt in das Spiel um den dritten Tabellenplatz gegen Russland. Das war vom Anpfiff weg deutlich zu sehen: In den ersten 25 Minuten, wie im gesamten Turnier real-playing-time (bei jedem Pfiff des Schiedsrichters wird die Spielzeit gestoppt), spielte das deutsche Team den Gegner an die Wand. Delegationsleiter Detlef Dülfer mutmaßte den Halbzeitpfiff beim Stand von 14:5 als „absolute Erlösung“ für die russischen Kontrahenten. Nach der Halbzeit ließ die Trefferquote nach und Deutschland ließ die Russen sogar noch einmal näher kommen, doch am Ende stand ein ebenso wichtiger wie ungefährdeter 19:15- Erfolg.
Das dritte und letzte Gruppenspiel nutzte Nationaltrainer Jan Hof gegen bereits für das Halbfinale qualifizierte Belgier um auch den Spielern und Spielerinnen aus dem 14-köpfigen Kader Einsatzzeit zu geben, die zuvor weniger zum Zuge gekommen waren. Belgiens auflaufende Ersatzspieler zeigten sich hochmotivert um sich für weitere Einsätze zu empfehlen und die zweitbeste Korfball- Nation der Welt ließ dem deutschen Team keine Chance, nach der 33:7- Niederlage wusste Kapitän Sven Müller das Positive herauszustellen: „Knappe Niederlage gegen Belgien, Stimmung war aber ok.“
Durch den dritten Platz in der Gruppe musste Deutschland bereits am nächsten Tag, dem 3. August, gegen Großbritannien antreten. Das rein aus Engländern bestehende Team musste in seiner Gruppe drei Niederlagen hinnehmen, konnte aber dennoch mit einem einzigen Sieg nun ins Spiel um Platz 5 einziehen.
Das Spiel sollte hochspannend und bis in die Schlusssekunden völlig offen ablaufen. Bis zum 5:5 lagen beide Mannschaften gleich auf, bis zur Pause erarbeiteten die Briten sich, auch auf Grund der schwächeren Chancenverwertung der deutschen Auswahl, einen 10:9- Vorsprung. In Halbzeit Zwei sorgten beide Mannschaften für eine weitere Erhöhung der Spannung. In den ersten 20 Minuten nach der Pause gelang es Hendrik Menker, der mit sechs Körben neben Susanne Peuters mit 5 Körben Topscorer der Partie wurde, und seinen Teamkollegen das enge Spiel zu drehen. Deutschland konnte kurzzeitig eine 15:13- Führung(44.) erzwingen, doch Großbritannien ließ sich nicht unterkriegen. Die Schlussphase wurde zu einem Nervenkrimi, den die Kontrahenten von der Insel mit einem umstrittenen Korb neun Sekunden vor Schluss für sich entscheiden konnten. Das deutsche Team zeigte sich selbstkritisch, Dominic Düring erklärte: „Hätten wir unsere normale Leistung abgerufen, wäre es erst gar nicht so weit gekommen.“ Gleichzeitig gab man sich aber kämpferisch im abschließenden Spiel einen Sieg einzufahren, denn das vorherige Turnier war durchaus zufriedenstellend verlaufen und man wollte der Welt zeigen,dass „unsere Platzierung nicht das wiederspiegelt, was wir wirklich drauf haben.“
Um es kurz zu machen: Das abschließende Spiel um den siebten Platz erhöhte die Enttäuschung der deutschen Korfballer. Erneut verlor das Team denkbar knapp, dieses Mal mit 26:27. Trotz 26 erzielten Korbtreffern konnte die Mannschaft nicht den Sieg erringen. Die schwache Verteidigung mit vielen individuellen Fehlern erlaubte den Tschechen immer wieder in die Partie zurückzukehren. Nach zwei Weitwurftreffern zum 21:21, die Detlef Dülfer als Knackpunkt in der Partie bezeichnete, nutzte Tschechien die spürbare Verunsicherung des Gegners um die Partie für sich zu entscheiden. Einhelliges Fazit: „Im Endeffekt haben wir uns selber geschlagen!“ (Dülfer)
Ebenso einhellig beschrieben alle Spieler die Woche in Cali als tolle Erfahrung, die zwar sportlich enttäuschend verlief, aber als „geiles Erlebnis“ (Dominic Düring) in der gemeinsamen Erinnerung bleiben wird. Man bedenke den enormen Zuschauerzuspruch den die Sportler genießen durften. Vor ausverkaufter Halle zu spielen und beim kolumbianischen Publikum einen bis dato unbekannten Sport sympathisch zu vertreten, das kann dem Team keiner mehr nehmen. Für eine deutsche Spielerin bleibt eine weitere tolle Auszeichnung als großartige Erinnerung an die World Games 2013. Die Pegasus- Spielerin Susanne Peuters wurde als Top- Scorerin des Turniers ausgezeichnet. 16 Treffer bedeuten den Bestwert unter allen teilnehmenden Korfballerinnen, eine Leistung, die man angesichts der Weltklasse- Konkurrenz nicht hoch genug ansiedeln kann. Herzlichen Glückwunsch, Susanne!
Neben der persönlichen Auszeichnung zeigt dies aber auch wie stark das deutsche Team gegen die besten Teams der Welt mithalten konnte, bei allen Niederlagen war mehr drin – eine Bilanz, die trotz des enttäuschenden achten Platzes Hoffnung für die Zukunft geben sollte!
Abschließend vielen Dank an alle fleißigen Leser und Unterstützer des deutschen Teams, an alle, die uns bei der Berichterstattung mit ihrem Feedback geholfen und mit Lob bestärkt haben. Danke an die twitternden Korfballer, die uns das ganze Treiben deutlich näher gebracht haben ( alles zu sehen unter #SGPCali)! Danke an Delle für die Informationen und Bilder aus Cali, trotz der offenbar nicht perfekten Bedingungen! Danke an die deutsche Mannschaft für Spiele, die wir zu nachtschlafender Zeit doch gerne in bewegten Bildern gesehen hätten. Die Spannung war im Liveticker kaum zu ertragen, wir haben mit euch gelitten!